ESSAY-
Essay-
Präsenz und Vollkommenheit
© Bernd Helge Fritsch
Werden wie die Kinder
Wie im Matthäus-
„Wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder,
so könnt ihr niemals in das Himmelreich eingehen.“
Was unterscheidet kleine Kinder – soweit sie nicht auch schon unter dem Ego-
Es ist ihre totale Präsenz, ihre Hingabe an den Augenblick, ihre Freiheit von rastlosem Denken. Es ist ihre Fähigkeit staunend die Wunder der Welt zu beobachten, ohne das Wahrgenommene sofort in alte Gedankenmuster einzuordnen und als „gut oder schlecht“ zu bewerten.
Jesus erklärt seinen Jüngern, dass „die Engel der Kinder das Angesicht des Vaters
im Himmel schauen“ (Mt. 18,10). Der „Engel eines Kindes“ ist sein „Selbst“, das „reine
Bewusstsein“, der unsichtbare göttliche Wesenskern eines jeden Menschen. Solange
kleine Kinder frei vom Ego-
In der Hingabe an ihre Spiele kennen kleine Kinder keine Zeit. Für sie gibt es nur Gegenwärtigkeit. Sie kümmern sich weder um das Gestern noch um den morgigen Tag. In ihrem Lachen, in ihrer Freude, in ihrem Hüpfen und Tanzen, in ihrer spontanen Liebe zur Natur, zu allen Tieren und Menschen spiegelt sich ihr „Himmelreich“.
Kinder lieben das Sein wie es ist und vertrauen ihm bedingungslos. Sie sind noch verbunden mit der unsichtbaren Welt, aus der sie kommen. Das strahlen sie aus und bezaubern auf diese Weise ihre Umgebung.
Der Verlust der Einheit
Allerdings können wir beobachten wie sich bei Kindern schon bald ihr Ego entfaltet.
Dadurch entfernen sie sich nach und nach von ihrer ursprünglichen Einheit mit dem
Sein. Auftauchende Ängste, Eifersucht, Wünsche, Haben-
Die Trennung vom Paradies erfolgt durch unsere duale Denkweise. Bekanntlich wurden Adam und Eva vom Paradies ausgestoßen, weil sie verbotener Weise vom Baum der Erkenntnis von „Gut und Böse“ (1. Mose 2,8 ff.) aßen.
Durch ihr „Gut-
Weil der Mensch die Seligkeit des Eins-
Die Realität des Lebens
Mit seiner kritischen und oft misstrauischen Einstellung zur Welt vermeint der Erwachsene die „Wirklichkeit“ des Seins zu erkennen. Die Erwachsenen leben jedoch in einer Traumwelt. Sie befinden sich in einem Traum von Mangel und Vergänglichkeit, von Krankheit und Tod. Während die kleinen Kinder noch die „Wahrheit“, das heißt, die Freude und Fülle des Lebens, die Göttlichkeit des Seins schauen.
Tatsächlich ist die Vollkommenheit der Welt, wie sie die Kinder empfinden, die „Realität“ der Welt. Die Erwachsen hingegen verirren sich, durch ihr duales Denken und Urteilen, in der Illusion der Maya. Die Erwachsenen sind vielleicht geübter im Umgang mit dieser Scheinwelt. Doch wenn sie nicht lernen, „wie die Kinder zu sein“, wenn sie nicht in die Einheit und Vollkommenheit zurückkehren, werden sie das „Himmelreich“, werden sie tiefen Frieden und anhaltende Freude nicht verwirklichen.
Alles ist Eins
„Alles ist Brahman!“ Diese Worte umfassen die Essenz der altindischen Weisheitslehren. Sie bringen zum Ausdruck: Alles ist „Eins“, alles ist vollkommen, alles ist Gott. Nichts kann neben dieser Vollkommenheit existieren. Sogar die menschliche „Unwissenheit“ und die Leiden, die mit ihr verbunden sind, machen – aus einer höheren Warte betrachtet – Sinn und sind Teil dieser allumfassenden Vollkommenheit.
Das universelle Bewusstsein (Gott) ist eigenschaftslos und zugleich der Ursprung aller Eigenschaften. Es lässt alle Erscheinungen entstehen und vergehen. Es durchdringt alles und lenkt alles. Nichts geschieht außerhalb seiner Weisheit und Liebe. „Bei Gott ist sogar jedes deiner Haare gezählt!“ (Mt. 10,30)
Diese Philosophie wird gemäß altindischer Tradition „Advaita“ (Sanskrit: „Nicht-
Mit anderen Worten ausgedrückt: Gott präsentiert sich in der äußeren Welt in verschiedensten Formen, mal als Stein, als Wasser, als Pflanze, Tier oder Mensch. Doch er bleibt dabei immer nur das „Eine“, allumfassende Sein. Die Verkleidungen, die Masken und Kostüme, mit denen Gott in der Welt erscheint, verändern sich ständig, sie kommen und gehen und haben daher nur vorübergehende Bedeutung.
Die individuelle Gottheit
In jedem Menschen manifestiert sich Gott in einer einmaligen Form. Schon äußerlich
betrachtet gleicht kein Körper, kein Auge, kein Fingerabdruck eines Menschen dem
eines anderen. Weit größer noch sind die Unterschiede der Menschen, wenn wir in ihre
Seele blicken. Dort, in seinem Inneren, lebt jeder Mensch in einer eigenen, einzigartigen
Gedanken-
Diese Manifestation geht so weit, dass Gott in der einzelnen menschlichen Gestalt
seine Herkunft, sein eigentliches Wesen, sein „All-
Erst wenn sich in uns das göttliche, doch in der Folge vermenschlichte Bewusstsein
seiner Einheit mit seinem Ursprung, mit seinem „Vater“ besinnt, können wir aus diesem
Alptraum erwachen. Bei entsprechender Achtsamkeit, Gegenwärtigkeit und Innenschau
verbindet sich der „Gott in uns“ wieder mit dem universellen Bewusstsein. Der „verlorene
Sohn“ (Lk. 15,11-
Maya, die Göttin der Illusion
Der Mensch kann aus der allumfassenden Einheit nicht wirklich austreten. Niemals
hat ein Wesen die „Eins“, das Gott-
Trennung entsteht durch die Art, wie wir Menschen die Welt wahrnehmen und sie interpretieren.
Der „Gott im Menschen“ sieht am Beginn seines Entwicklungs-
Stell dir vor, deine Augen funktionieren so, dass du alle Menschen ohne Kopf wahrnimmst.
Du bist einfach blind für menschliche Köpfe. Auf diese Weise entgeht dir das Wichtigste,
entgeht dir die „Haupt-
Symbolisch wurde in der alten indischen Weisheitslehre für diese Täuschung die Göttin
Maya verantwortlich gemacht. Sie inszeniert ein Schauspiel in dem es Polaritäten
wie „Gut und Böse“, „Weisheit und Unwissenheit“, „Leben und Tod“, in dem es Kausalität,
Karma, Zeit und Vergänglichkeit gibt. Solange der Mensch aus diesem Traum nicht erwacht,
„muss“ er bei diesem Spiel mitmachen, muss er die Leiden und Freuden dieses Spiels
ertragen. Doch sobald er dieses Spiel der Maya durchschaut, befindet er sich befreit
von aller Mühsal auf einer höheren Bewusstseins-
Äußerlich unterscheidet sich diese befreite Seele nicht von anderen Menschen. Sie lebt und wirkt weiterhin „in“ der Welt. Doch ihr ist bewusst, nicht „von“ dieser Welt zu sein. Sie hat ihr wahres Sein erkannt und damit verwirklicht sie ihre Einheit mit allem Sein. Die scheinbaren „Zwänge“ der äußeren Welt haben ihre Macht über sie verloren. Liebevoll und gelassen glücklich und zufrieden beobachtet sie das Treiben in der Welt.
Denke Vollkommenheit
Bei entsprechender Achtsamkeit können wir erkennen, dass alles vollkommen ist. Wir erkennen, dass wir in unserem Innersten unvergängliche Liebe, anhaltende Seligkeit und tiefer Frieden sind. Wir dürfen erkennen, dass wir die Welt – wie wir sie wahrnehmen – mit unserem Denken fortlaufend gestalten. Denn unser Denken birgt göttliche Schöpferkraft in sich. Deshalb:
Denke Vollkommenheit und du wirst Vollkommenheit erfahren!
Mach dir immer wieder bewusst, insbesondere wenn dich etwas stört oder ärgert, wenn du Angst hast, wenn dich etwas unglücklich oder traurig macht: „Alles ist Eins, alles ist Gott, alles ist vollkommen!“ Es ist nur unsere „Kurzsichtigkeit“ die uns an Mangel und Unvollkommenheit glauben lässt.
Hüte dich vor der Kraft deiner Gedanken! Was du denkst, wirst du ernten!“ Negatives
Denken dich krank machen und liebevolles Denken und insbesondere dein Nicht-
Fortsetzung folgt