ESSAY-
Essay-
Wer bin ich? Wer will ich sein?
© Bernd Helge Fritsch
Vor kurzem habe ich von einem lieben Freund das folgende Mail bekommen:
Lieber Bernd,
In deinem letzten Essay-
Ich kenne diese Frage durch meinen Indien-
Wenn man sich die Frage stellt, findet man keine Antwort. Dies ist vermutlich so gewollt.
Ist es nicht viel besser, sich die Frage zu stellen: wer will ich sein? Oder auch: wie will ich sein?
Hier findet man trefflich Antworten und Vorstellungen, welche mehr oder we-
Ich finde, dass man mit diesen Fragen im Leben tatsächlich weiterkommt und nicht Zeit verschwendet mit Fragen, die man nicht wirklich beantworten kann. Es geht doch darum, bei sich zu beginnen, seine eigenen Fähigkeiten und Talente zu kennen und zum Wohle seiner mit Mitmenschen einzusetzen. Hier sehe ich auch den Sinn des Lebens.
Ich bin schon gespannt auf deine Antwort.
Ganz liebe Grüße
Hier meine Antwort zu diesem Mail:
Lieber Freund!
Ich freue mich sehr über deine Frage und über deine Bereitschaft dich tiefer auf
die wesentlichen Themen unseres Erden-
Wer bin ich?
In deinem Mail bringst du zum Ausdruck, dass es deiner Meinung nach überflüssig und eine Zeitverschwendung sei, sich mit dem Thema „Wer bin ich?“ auseinander setzen – wenn es darauf ohnedies keine Antwort gibt.
Auf die Frage aller Fragen: „Wer bin ich?“ gibt es sehr wohl eine Antwort. Doch diese
befriedigt nicht unseren herkömmlichen, intellektuellen Wissensdrang. Zu erfahren
wer wir sind, entspricht einer seelischen Verwand-
Im Gegensatz zu unserem Körper und zu unseren mentalen Vorgängen (Denken, Fühlen, Wollen und Erinnern), ist der unvergängliche Wesenskern des Menschen kein Objekt, das wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und mit unserem Denken analysieren können.
Der Mystiker Angelus Silesius bringt es auf den Punkt:
„In Gott wird nichts erkannt, er ist ein einzig Ein.
Was man in ihm erkennt, das muss man selber sein!“
Unser Verstand kann uns nur den Weg weisen, wie wir unser spirituelles, unvergängliches Sein, welches ident ist mit „allumfassende Einen“, erleben oder wie man treffend sagt, „verwirklichen“ können.
Zu sich selbst zurück zu kehren, zum „Einen“ zu gelangen, sich der eigenen Göttlichkeit bewusst zu werden, entspricht dem vordringlichsten Bedürfnis unserer Seele. Es ist die wichtigste und schönste Aufgabe in unserem Leben zu „erfahren“ und zu „leben“, wer wir sind.
Doch mangels entsprechender Einsicht versuchen die Menschen ihre Sehn-
Wer ist es, der da will?
Die von dir gestellten Frage „Wer will ich sein?“ oder „Wie will ich sein?“ betreffen
das äußere vergängliche Erscheinungsbild der Seele. Zu erkennen wer und wie ich sein
will, ist zweifellos sehr hilfreich um zu begreifen wie unser Ego-
Allerdings wenn wir tiefer auf unser Wesen eingehen wollen, so gilt es vor-
Erst wenn diese Frage gelöst ist, oder anders gesagt, wenn wir fähig sind das „Himmelreich in uns zu schauen“, endet alles Sehnen und Wollen. Erst dann findet die Seele die Erfüllung und den Frieden nach dem sie sich sehnt.
Den Menschen dienen
Die von dir angesprochene Bereitschaft alle Menschen zu lieben und ihnen zu dienen,
bildet eine grundlegende Voraussetzung für die Rückkehr zu unserem wahren Sein. Dieser
Bereitschaft stellt sich wie von selbst ein, wenn uns unsere Verbundenheit, unser
„Eins-
Erst durch unsere Verbindung mit dem Höchsten sind wir wirklich fähig mit unserem
Denken und Handeln, und insbesondere durch unsere Ausstrahlung, durch unser Gegenwärtig-
Der Weg zu sich selbst
Es ist also für die Seele sehr wohl sinnvoll sich für dieses Leben und für alles Nachfolgende mit der Frage: „Wer bin ich?“ auseinander zu setzen.
Doch wie können wir Eins werden mit uns selbst? Wie können wir die Rück-
Einen wunderbaren Hinweis auf unser transzendentes -
Der Lehrer spricht zum Schüler:
Das, was die Zunge sprechen lässt, aber von der Zunge nicht gesprochen werden kann – erkenne dies als das Höchste und dieses Höchste bist du!
Das, was unser Auge sehen lässt, jedoch selbst nicht geschaut werden kann – erkenne dies als das Höchste und dieses Höchste bist du!
Das, was unser Ohr hören lässt, jedoch nicht gehört werden kann – erkenne dies als das Höchste und dieses Höchste bist du!
Das, was den Geist denken lässt, was jedoch selbst nicht gedacht werden kann – erkenne dies als das Höchste und dieses Höchste bist du!
Wir können das Höchste, unser nicht denkbares, transzendente Sein andeutungsweise mit den Worten umschreiben: „Vollkommenheit, Weisheit, Präsenz, Glückseligkeit und Liebe“.
Auch diese Begriffe sind in ihrer wahren Bedeutung nicht denkbar. Denn höchste Vollkommenheit, Weisheit, Liebe und Glückseligkeit kannst du nur erfahren, nur fühlen, nur sein.
Damit die Seele ihr Innerstes finden kann, ist es erforderlich, dass sie sich von ihren irdischen Verstrickungen befreit. Dies geschieht indem sie ihren Blick immer wieder nach innen wendet, ihr Denken, Fühlen und Wollen fortlaufend beobachtet und nicht zuletzt stille wird.
Dies bedeutet nicht eine Abwendung von den Aufgaben, die jeder Tag an uns heranträgt. Im Gegenteil, wir schaffen die besten Voraussetzungen für unsere Rückkehr zum „Einen“, indem wir Weisheit, Liebe und Glückseligkeit im Alltag fortlaufend praktisch umsetzen und so unsere Seele bereit machen, das Höchste – was wir sind – zu verwirklichen.
Mit herzlichem Gruß
Bernd