ESSAY-
Essay-
Was ist Liebe? – Teil II (Die Essenz der Bhagavad Gita Teil X.)
© Bernd Helge Fritsch
Am Ende des letzten Essay-
10:20 (Krishna:) Ich bin, Arjuna, das Selbst (der Atman) welches das Innerste eines jeden Menschen bildet. Ich bin der Beginn, die Mitte und das Ende aller Geschöpfe.
Im Kern deines Wesens bist du reines Bewusstsein
Jeder Mensch bildet im Grunde seines Wesens ein eigenes Zentrum von göttlicher Bewusstheit.
Unser Bewusstsein ermöglicht uns die Eindrücke von der Aussenwelt (Bilder, Töne,
Gerüche, Geschmacks-
Das Bewusstsein selbst hat keine sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften und ist mit dem Verstand nicht fassbar. Es ist jenseits dualer Vorstellungen. Vergleichsweise kann es beschrieben werden als der „Raum“ in uns, in dem alle Wahrnehmungen erscheinen.
Wir SIND gewissermaßen dieser „Raum“. Man kann ihn als „Nichts“ oder auch als „Alles“
bezeichnen. So wie aus dem universellen Bewusstsein (Gott, Brahman) alle Schöpfungen
entspringen, so ist auch das menschliche Bewusstseins-
Auch die Welt, wie sie uns erscheint, entspringt unserem Bewusstsein. Sie ist von
uns selbst geschaffen, weil wir sie individuell, unserer Veranlagung, unserem Charakter
und unserem Wissen entsprechend betrachten und erdenken, beurteilen und verurteilen,
beachten und nicht beachten, lieben und hassen und mit verschiedensten Gefühlen verbinden.
Wie wir unsere Träume gleichsam aus dem „Nichts“ oder aus dem Unterbewusstsein erschaffen,
so ähnlich kreieren wir, verbunden mit unserem Körper und unseren Sinnen, unsere
Tages-
Der Vergleich unseres Bewusstseins, auch höheres „Selbst“ genannt, mit einem „Raum“ hinkt natürlich erheblich. Unser Zentrum ist nicht nur der Raum in dem alle Wahrnehmungen „sichtbar“ werden, sondern auch der Quell umfassender Liebe, Weisheit und Glückseligkeit.
Die alten indischen Weisheits-
Weil unsichtbar, unbeschreibbar und mit dem dualen Denken nicht erfassbar, können
Worte das Wesen des Atman nur andeuten. Worte können unseren Verstand bis zur Grenze
zwischen der dualen Denkweise und dem Übersinnlichen heranführen und aufzeigen, wie
wir, diese Grenze überschreiten können. Dieser Mission dienen die Worte der großen
Weisheitslehrer ebenso wie die Verse der Bhagavad-
Einkehr bei sich selbst
Ich bin kein Anhänger einer Glaubensrichtung und empfehle euch „nichts“ zu glauben. Durch „glauben“ fügt ihr nur neue Denkmuster zu euren alten hinzu. Meine Worte sollen nur dazu anregen, die Wahrheit in sich selbst zu finden. Auch Jesus wollte keinen neuen „Glauben“ in die Welt bringen.
Es ist gar nicht so schwer zumindest einen ersten Eindruck, ein Gefühl von unserem höheren Bewusstsein, von unserem Wesenskern zu bekommen. Ich lade dich zu folgender Übung ein:
Beobachte mit offenen oder geschlossenen Augen all das, was jetzt in deinem Bewusstseins-
Auf diese Weise beobachtest du, nicht nur der Dinge im Bewusstseins-
Dieser Vorgang bedeutet „Einkehr bei sich selbst“. Dein höheres Selbst (der Atman) ist der Beobachter der Erscheinungen, die in ihm (in seinem Bewusstsein) auftreten und zugleich kann dieser „eigenschaftlose“ Beobachter seiner selbst gewahr werden. So begegnest du dir selbst. Du erfährst dein einmaliges Sein jenseits von Geburt und Tod, jenseits des Denkens.
In der christlichen Mystik wird dieser innere Vorgang Kontemplation, in der altindischen Lehre Meditation und in der buddhistischen Tradition Vipassana genannt. Auf diese Art kannst du, zuerst nur ahnungsweise und schließlich durch fortgesetzte Übung immer deutlicher und tiefer, dein eigentliches Wesen, dein transzendentes Zentrum erfahren.
Du bist Gott
Eine wesentliche Voraussetzung für dieses Erfahren besteht darin, dass unser Verstand möglichst ruhig und friedvoll ist, dass wir ganz präsent sind. Das bedeutet, dass wir nicht unnötig mit der Vergangenheit und Zukunft beschäftigt sind, dass wir nichts bewerten, nichts ablehnen oder haben wollen. So hingegeben an den Augenblick, offenbart sich das, was wir wirklich sind: göttliches Bewusstsein, allumfassende Liebe, oder kurz gesagt „Gott“.
„Was ich soll Gott sein? Welche Blasphemie!“ Höre ich manchen von christlicher Tradition geprägten Menschen bei diesen Zeilen aufjaulen. Doch, war nicht Jesus derselben Meinung wie die alten indischen Weisheitslehrer? Behauptet er nicht, dass wir alle Götter sind?
Jesus zitiert im Johannes-
„Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz «Ich habe gesagt: ihr seid Götter»?“ Joh.10,34
Allerdings gibt es wohl kaum einen „Christen“, der bereit ist diese Worte ernst zu nehmen und diese Glückseligkeit in seinem Bewusstsein zu verwirklichen.
Nach altindischer Lehre ist unser Wesenskern, unsere Bewusstsein, gleichartig wie das göttliche, allumfassende Bewusstsein, wie Gott, der Schöpfer, Erhalter und Vernichter allen Seins. Der Atman, das Zentrum von Bewusstheit eines jeden Menschen, ist wesensgleich mit Brahman, dem allumfassenden Bewusstsein, doch zugleich individuell verschieden. Der Mensch bildet innerhalb des allumfassenden Bewusstseins der Gottheit eine eigene Individualität, ein eigenes Zentrum von Bewusstheit. Das heißt, wir sind EINS mit allem und doch eigenständige Individualitäten. Jeder Mensch ist vorstellbar wie ein einmaliger Ton in der allumfassenden Symphonie des Lebens. Wenn wir unsere Berufung erfüllen, wenn wir das Leben, wofür wir geboren wurden, wenn wir unseren ureigenen Ton spielen, so verschmelzen wir mit der Harmonie und Glückseligkeit des ganzen Universums.
Um Gott zu lieben, musst du Gott sein
Weil wir daher nicht nur individuelles Bewusstsein haben und sondern im Seelengrunde zugleich universales Bewusstsein (Gott) sind, brauchen wir nur stille sein und in uns hinein zu horchen, um unsere Einheit mit Gott wahrzunehmen.
In diesem Sinne erklärt auch der große Mystiker Angelus Silesius:
Du brauchst nach Gott nicht schreien, der Brunnquell liegt in dir,
stopfst du den Ausgang nicht, es flösse für und für.
Der „Stopfen“ von dem Silesius spricht ist der Lärm unserer rastlosen Gedanken.
Wie du Liebe nicht „machen“, sondern nur „sein“ kannst, so bedeutet „Gott“ zu lieben
und zu verehren, „Gott“ zu sein. Doch vergiss alle deine bisherigen Vorstellungen
vom Höchsten! Solange du an etwas sinnlich Vorstellbares und an etwas von dir Getrenntes
denkst, verfehlst du es. Mit einer Seelenstimmung der Gelassenheit, des Schicksals-
Dienen oder Meditieren
In der Bhagavad-
Im Kapitel XII unterscheidet die Gita zwei Arten der Verehrung und Hingabe an Gott:
12:2 Jene, die mich in allen Erscheinungen wahrnehmen und mich mit ernsthaften Glauben verehren und mir dienen, diese betrachte ich als im Yoga vollkommen.
12:3-
Die Gita beschreibt den zweiten Weg (das Bewusstsein auf das Nicht-
12:5 Allerdings gehen diejenigen, die ihr Bewusstsein auf das Nicht-
Beide Wege benötigen die gleiche Geisteshaltung: Loslassen von unserem Ego-
12:13-
12:15-
Die beiden Wege entsprechen unserer Berufung als Mensch während unseres Erdenlebens.
Zum einen sind wir aufgerufen mit Hingabe die täglich an uns herangetragenen Aufgaben
erfüllen. Wir verwirklichen damit unsere Liebe zu allen Wesen und erfahren im selbstlosen
Dienen die Seligkeit des Gebens. Zum anderen benötigen wir den Weg der Besinnung,
der meditativen Stille, des „Nichts-
Der eine Weg bedingt den Erfolg des anderen. Ohne liebevolles, freudiges und selbstloses Wirken in der erscheinenden Welt, können wir keine spirituellen Fortschritte machen. Zum anderen bleibt alles weltliche Tun hohles, eitles, fruchtloses und letztlich leidvolles Tun, wenn wir uns nicht unserer wahren Wesenheit zuwenden. Deshalb sind die beiden Wege des „weltlichen Wirkens“ und der „meditativen Einkehr bei uns selbst“ nicht voneinander zu trennen.
Im nächsten Essay-
Mit herzlichem Gruß
Bernd
P.S.: Ein Hinweis auf die Wochenend-
„Erfüllung in der Liebe – Mit und ohne Partnerschaft!“
Ort: Bildungshaus Schloss Krastowitz / Kärnten / Österreich
Zeit: Freitag 10. Okt. bis Sonntag 12. Okt. 2014
Ein Rahmenprogramm für 09. Nachmittag und 10. Okt. Vormittag wird angeboten
„Leben ohne Grenzen – Aus der Sicht der Bhagavad-
Ort: Seminarhotel Prielbauer/ Salzburg/ Mondsee / Österreich
Zeit: Freitag 31. Okt. bis Sonntag 02. Nov. 2014
Nähere Infos zu den Seminaren findet ihr im Flyer im Anhang des Rundbriefes
und auf unserer Homepage www.berndhelgefritsch.com
Aus organisatorischen Gründen ersuchen wir die Teilnehmer um ehestmögliche schriftliche Anmeldung!