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Essay-Brief Februar 2011

Was bedeutet Meditation? (Fortsetzung)

© Bernd Helge Fritsch

 

Meditation ist nicht nur eine Technik, die uns hilft ruhiger zu werden, bei uns einzukehren und letztlich Erleuchtung (was das sein mag, darauf werde ich noch eingehen) zu erlangen. Meditation, richtig verstanden, ist eine Lebensform. Wer tagsüber vorwiegend gestresst ist, sich immer wieder über dies und jenes ärgert, sich Sorgen macht und hauptsächlich irgendwelchen selbstsüchtigen Zielen nacheilt, der wird mit einer abendlichen halben Stunde „Sitzen“ (von japanisch Zazen: Za- [sitzen]; Zen- [Versenkung]) nur mäßige Fortschritte machen. Natürlich ist es viel besser am Abend eine halbe Stunde zu sitzen als sich mit einem Fernsehfilm zu betäuben. Sitzen wird dein Leben im Alltag verändern und bereichern und umgekehrt wird die Qualität deines Alltags eine starke  Auswirkung auf die Tiefe deiner Meditation haben.

Achte also darauf wie dein Alltag verläuft. Achte auf das, was du willst und was du tust. Achte darauf ob du dich immer wieder in unnötigen Gedanken verlierst und kehre immer wieder zurück in den gegenwärtigen Augenblick. Nur im „Jetzt“ kannst du wirklich leben und dich für die Tiefe des Seins öffnen. Wer in seinen Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft „herumgeistert“ - was der normale Bewusstseinszustand des Menschen ist (beobachte deinen unkontrollierten Gedankenstrom und du wirst das bestätigt finden!) - befindet sich in toten gedanklichen Strukturen und versäumt die Tiefe, die Kraft und die Lebendigkeit des gegenwärtigen Seins.

Eine gute Übung, die man immer wieder tagsüber praktizieren kann, besteht darin den eigenen Atem zu beobachten. Dadurch sammeln sich die Gedanken, dein Körperbewusstsein verstärkt sich und du verbindest dich auf geheimnisvolle Art mit der unendlichen Weisheit deines Körpers und letztlich mit der Weisheit allen Seins. Du kannst die Beobachtung deines Atems sofort, beim Lesen dieser Zeilen ausführen, und wirst sogleich eine angenehme Erleichterung, eine Entspannung im Körper, einen leichten Anflug von Glücksgefühl bemerken.

Die Atembeobachtung ist auch die Eingangsübung beim „Sitzen“. Für diejenigen von euch, die noch keine Erfahrung in der Meditation haben, folgen nun einige Anleitungen dazu:

Wenn es für dich richtig ist, kannst du natürlich auch einen Stuhl zum Sitzen verwenden. Die Wirbelsäule sollte möglichst aufrecht gehalten werden, das begünstigt die Konzentration.

 

Du bist nicht die Inhalte deiner Erfahrungen; du bist nicht die Inhalte deines Denkens. Du bist das reine Bewusstsein ohne Inhalte. Du bist der Beobachter, der Zeuge des Seins, wie es sich im Augenblick offenbart.

 

   Öffne dich für die lebendige Stille jenseits der Worte und Gedanken.

   Beende deine Meditation mit einem Dankeschön für alles Sein. Mach dir die großen und kleinen Dinge, Ereignisse und Personen bewusst, für die du dankbar sein darfst.

 

Das waren einige Hinweise wie du „Sitzen“ praktizieren kannst. Dazu noch zwei Anmerkungen:

Die vorstehenden Anregungen sind keine „Vorschriften“. Geh deinen Weg ohne Krampf und Kampf, heiter und gelassen. Jedes Individuum muss für sich herausfinden, welcher Weg „sein“ Weg ist. Dies gilt auch für das Meditieren. Mit Mut, Vertrauen und Achtsamkeit wird jeder seinen Pfad erkennen.

Das Wort „Meditation“ ist nur eine Worthülse. Vermeide es viel in diese Hülse hinein zu interpretieren. Meditation kann wie das Leben nicht „gedacht“, sondern nur „gelebt“ werden.

Meine Anregungen haben nichts mit einer bestimmten Geistesrichtung oder Religion zu tun. Die Wahrheit findet jeder Mensch in sich selbst. Nimm Anregungen, woher sie auch kommen, dankbar auf und prüfe sie für dich. Doch folge nie einem sogenannten „Guru“. Ich halte es mit Krishnamurti der sagt: „Folgst du dem Licht eines anderen, so gehst du in die Finsternis!“ Den besten und einzig wahren „Guru“ findest du nur in dir.

 

Ich werde im nächsten „Erfolgsletter“ weiter über das Thema „meditativer Lebensstil“ mit euch plaudern.

 

Mit herzlichem Gruß

Bernd Helge Fritsch