ESSAY-
Essay-
WU WEI – Nichts tun und alles erreichen!
© Bernd Helge Fritsch
Wie soll denn das gehen? Eine verrückte Idee?
Die „Wu Wei – Philosophie“ geht auf uralte chinesische Weisheit zurück. Die uns bekannten
Repräsentanten sind die großen chinesischen Meister „Laotse“ (Lao Tzu = „Alter Meister“;
Lebenszeit unbekannt, vermutlich zwischen 6. und 3. Jh. v.Chr.) und „Dschuang Dsi“
(Chuang-
Wer ist „schuld“ daran? Wie geht das vor sich? Willst du den Dieb deiner Freiheit,
den Dieb deiner Harmonie mit dem Sein, den Dieb deiner Lebensfreude, den Verursacher
deiner Probleme, deiner Sorgen und Nöte einfangen und zähmen, so musst du in dich
gehen und dein Denken beobachten. Dieses Denken (in seiner üblichen Erscheinungsform)
lässt nicht zu, dass wir die Menschen, die Ereignisse, die Welt so sehen wie sie
wirklich sind. Bevor noch unsere Wahrnehmungen bis zu unserem Herzen gelangen, werden
sie von uns automatisch, blitzschnell und unbemerkt analysiert, beurteilt und etikettiert.
Wir begegnen tagein, tagaus nicht dem realen Sein, sondern unseren darüber gestülpten
angeborenen und anerzogenen Denkmustern. Deshalb befindet sich fast jeder Mensch,
leider ohne es zu bemerken, gefangen in seiner selbst gebastelten Welt. Unser Denken,
unser Analysieren, Be-
„Beim Streben nach Wissen wird täglich etwas hinzugefügt. Beim Üben des Tao wird
täglich etwas fallen gelassen. Immer weniger musst du die Dinge erzwingen, bis du
schließlich beim Nicht-
Laotse
Wu Wei bedeutet "Nicht-
Äußerlich gesehen handelt der mit dem Tao verbundene Mensch. Bei Bedarf strengt er sich auch körperlich an. Doch innerlich bleibt er dabei der gelassene Beobachter. Er ist hellwach und achtsam und zugleich lässt er entspannt und ruhig geschehen, was zu geschehen hat. Er wirkt ohne Erfolgszwang, ohne falschen Ehrgeiz, freudig hingegeben an den Augenblick. Sein Tun empfindet er nicht als mühevolle Arbeit oder Belastung.
Wie ein Kind, das mit Hingabe seine Sandburg baut, so können auch wir ohne inneren Druck, ohne Ängste und Sorgen das erledigen, wozu uns unsere Eingebung aufruft. Und dabei sollte uns stets bewusst sein, dass unsere „Sandburgen“ vergänglich und weit weniger wichtig sind, als wir üblicherweise annehmen.
Im Wu Wei halten wir Abstand von unnötiger Betriebsamkeit. Wir müssen nicht ständig etwas unternehmen, wir benötigen nicht Aktion, Lärm, Musik, Filme, Spiele um den rastlosen Geist zu betäuben.
Wer seine Augen sehen und seine Ohren hören lässt, was immer sie wollen, wird seinen Geist ermüden und seine Klarheit einbüßen. Wer seinen Verstand zum Grübeln benutzt, um Kontrolle zu erlangen, fügt dem Geist Schmerzen zu und vollbringt gar nichts. Laotse
Unser Denken an und für sich ist nicht das Problem. Der Verstand ist ein gutes Werkzeug
um unsere alltäglichen Routine-
Was jetzt ist, ist immer neu. Alles Leben ist im Fluss, in Bewegung. Weil der Verstand nicht „neu“ denken kann, kann er keine kreativen, der neuen Situation angepassten Entscheidungen treffen. Er begreift nicht, was sich außerhalb seines beschränkten Horizonts bewegt. Das spürt der Mensch und daraus resultieren seine Zweifel, seine Unsicherheit, seine Sorgen und Ängste. Nur wenn das Denken schweigt, in der reinen Wahrnehmung, können wir uns mit der allumfassenden Weisheit, die stets auch in uns wirkt, verbinden. Dann kommen spontan die richtigen Erkenntnisse und Ideen – sprich, gute Intuitionen. Das Denken ist danach wieder nützlich und notwendig um Eingebungen aus der Dimension jenseits des dualen Denkens in praktikable Gedanken und Worte zu übersetzen.
„Das äußere Hören darf nicht weiter eindringen als bis zum Ohr; der Verstand darf
kein Sonderdasein führen wollen, so wird die Seele leer und vermag die Welt in sich
aufzunehmen.“ Dschuang-
Unser auf Probleme programmiertes Denken (das Ego ist sogar süchtig nach Problemen),
ist rastlos damit beschäftigt an der Behebung der selbst produzierten Probleme zu
arbeiten. Unser „Problem-
Wem es gelingt in das Wesen des Seins, in das „Tao“ einzudringen, erkennt die Sinnlosigkeit des Bemühens die Welt zu verändern, etwas zu erlangen oder selbst besser zu werden. Um Wu Wei zu praktizieren ist die Erkenntnis notwendig, dass die Welt vollkommen ist, so wie sie ist und dass auch jeder einzelne Mensch in seinem Wesensgrund ein einmaliges, aus unvorstellbarer Weisheit geschaffenes Wunder ist. Wir sind bereits viel mehr als wir uns je erdenken können, nur fehlt uns dazu das entsprechende Bewusstsein. Öffnen wir uns für dieses Bewusstsein, so fallen alle eitlen Bemühungen des „Ichs“, wie zum Beispiel „besser zu werden“, „Erfolg zu haben“, „anerkannt und geliebt zu werden“, „Recht zu haben“, „unsere Mitmenschen mit Kritik zu verändern“ und „dies und jenes für sein Glück zu brauchen“ automatisch weg.
„Wer nicht handelt, dem steht die Welt zur Verfügung und er hat Überfluss. Wer handelt,
der steht der Welt zur Verfügung und er hat Mangel.“ Dschuang-
Alles was wir zu tun haben, besteht darin, uns vertrauensvoll dem Fluss des Geschehens,
dem Augenblick, dem Tao zu übergeben. Im Tao verzichten wir auf Gedanken und Sorgen
über Gestern und Morgen. Wir verzichten darauf uns in den weisheitsvollen Fluss des
Seins einzumischen. Denn dadurch produzieren wir nur Unruhe und negative Folgen.
Innerlich stille werden, achtsam und liebevoll zu schauen, was um mich und vor allem
was in mir geschieht, mehr ist nicht erforderlich. Die notwendigen Entscheidungen
und Handlungen ergeben sich sodann zum richtigen Zeitpunkt wie von selbst -
Mit herzlichen Grüßen
Euer Bernd
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